Immer wieder erlebe ich Kinder und Jugendliche, die nicht mehr zur Schule gehen wollen. Oder schon lange keinen regulären Unterricht mehr besucht haben. Zum Teil über mehrere Monate hinweg. Und verzweifelte Eltern, die sich nicht mehr zu helfen wissen. Ein sehr komplexes Thema, das vielfältige familieninterne, aber auch familienexterne Hintergründe haben kann. Schulverweigerung scheint immer mehr zum Trendthema zu werden.
Was mir auffällt – die Fälle nehmen zu! Und der Konflikt zwischen Sorge um das Kind und die deutsche Schulpflicht zerreißt nicht nur die Eltern, sondern auch sehr oft deren Partnerschaft.
Schulverweigerung – das Kind als Symptomträger
Kommen wir zuerst auf die externen Gründe: Diese können Mobbing, Beschämung durch Mitschüler und Lehrer sein. Hier kann meistens sehr klar abgegrenzt werden, wann diese externen Faktoren eingetreten sind, wann also das „Drama“ seinen Lauf genommen hat. Und daraus folgen dann auch Gegenmaßnahmen wie Gespräche mit den betroffenen Eltern, Schulleitung und – falls das nicht fruchtet, mit den höheren Stellen.
Diffiziler wird es dann, wenn es keine externen Gründe gibt. Dann sind diese innerhalb der Familie zu suchen und das betroffene Kind ist der Symptomträger für eine komplizierte Basis. Gründe hier können Streit unter den Geschwistern, Streit zwischen den Eltern, Trennungssituationen sein. Aber auch, dass es einem Familienmitglied nicht gut geht, und sich viel um dieses dreht. Der Symptomträger also zu kurz kommt und auf seine Art auf sich aufmerksam macht.
In diesem Fall ist es gut, wenn wir nicht versuchen, am Symptom herum zu doktern, sondern unser Augenmerk dahin richten, wo die Probleme ihre Ursache haben. Auch wenn das für viele Eltern dann ein etwas schwierigeres Thema ist und sie das oftmals im ersten Blick nicht sehen wollen.
Dafür gibt es im Übrigen ein neues „Krankheitsbild“: Das Iso-Syndrom! Das I steht für Internetsucht, das S für schulvermeidendes Verhalten und das O für Obesitas (krankhaftes Übergewicht). Nach meiner Erfahrung gehören die drei Begriffe sehr oft fest zusammen.
