Gerade Eltern müssen auf ihre Belastungen achten

Gerade Eltern müssen auf ihre Belastungen achten

Wenn Kinder auffälliges Verhalten zeigen – sei es durch Wutanfälle, Rückzug, Unruhe, Ängste oder schulische Schwierigkeiten – geraten Eltern oft an ihre eigenen Belastungsgrenzen. Sie fühlen sich hilflos, schuldig oder überfordert. Aus psychotherapeutischer Sicht ist es jedoch zentral zu verstehen, dass Eltern nicht nur Unterstützer ihrer Kinder sind, sondern selbst Unterstützung, Entlastung und innere Stabilität brauchen. Erst wenn sie gut für sich sorgen, können sie ihrem Kind eine regulierende, sichere Basis bieten.

Ein erster Schritt ist die Entlastung von überhöhten Erwartungen. Viele Eltern glauben, sie müssten „perfekt“ sein oder jede Verhaltensauffälligkeit ihres Kindes sofort lösen. Psychotherapeutisch gesehen ist es hilfreicher, einen mitfühlenden Blick auf sich selbst zu entwickeln: Schwierigkeiten des Kindes bedeuten nicht automatisch persönliches Versagen. Dieser innere Perspektivwechsel reduziert Druck und schafft Raum für klareres Denken und Handeln.

Wesentlich ist darüber hinaus die Stärkung der eigenen Selbstregulation. Kinder orientieren sich emotional an den Erwachsenen um sie herum. Je ruhiger und stabiler ein Elternteil innerlich ist, desto leichter kann sich auch das Kind beruhigen. Eltern profitieren daher von Methoden, die das Nervensystem stabilisieren – etwa achtsame Atmung, Meditation, körperorientierte Übungen oder Elemente aus Somatic Experiencing: kurze Pausen, bewusstes Spüren von Boden, Atem oder Körperkontakt fördern innere Präsenz.

Eltern sollten ihre Belastungen genau im Blick behalten

Eltern dürfen außerdem lernen, ihre eigenen Grenzen wahrzunehmen und zu achten. Für auffällige Kinder ist es erleichternd, wenn Erwachsene klar kommunizieren: „Bis hierhin kann ich, hier brauche ich eine Pause.“ Solche Grenzen sind kein Mangel, sondern ein Modell für gesunden Umgang mit Belastung. Hilfreich ist auch der Austausch mit anderen Eltern, Beratungsstellen oder therapeutische Unterstützung für die Eltern selbst. Gespräche ermöglichen neue Perspektiven, entlasten emotional und verhindern Isolation.

Schließlich ist ein fokussierter Blick auf Ressourcen zentral: Welche Momente gelingen gut? Was tut dem Kind und den Eltern gut? Was stärkt Verbundenheit? Selbst kleine positive Erfahrungen stabilisieren Beziehung und Selbstvertrauen. Eltern auffälliger Kinder helfen ihrem Kind am nachhaltigsten, wenn sie gleichzeitig gut für sich selbst sorgen – emotional, körperlich und innerlich. So wird die ganze Familie resilienter und handlungsfähiger.

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