Ich lasse mich gerne ablenken – Umgang mit Ruhe

Ich lasse mich gerne ablenken - Umgang mit Ruhe

Ich beobachte bei vielen Klienten das Phänomen, dass gerade in “stillen Zeiten” oder Zeiten der Ruhe Herausforderungen auftauchen. Manchmal so lebenseinschränkend, dass sie sich dann zu mir in die Praxis begeben. Und wir dann eine gewisse Zeit brauchen, um den Ursprung der Herausforderung herauszuarbeiten. Natürlich im Prozess dann auch gemeinsam darauf zu schauen, wie mögliche Lösungsansätze sein könnten. Was ich aber auch beobachte ist, dass meine Patienten gerne die Therapie abbrechen, wenn etwas Neues, Spannendes im Leben auftaucht und sich dann erst einmal eine Therapie-Pause verordnen.

Ich ordne dieses Phänomen mittlerweile so ein, dass wir uns einfach gerne ablenken lassen. Reize und Impulse von außen lenken von unserer inneren Not ab. Die zeigt sich nur, wenn Impulse und Reize fehlen. Oft in Übergangszeiten, wie zum Beispiel beim Warten auf den Ausbildungsplatz, Pause vor dem nächsten Semester oder beim Warten auf den neuen Job. Dann wird es auf einmal still und unsere Seele hat die Chance, sich bemerkbar zu machen. Meistens mit dem, was wir bisher durch unsere Geschäftigkeit unwissentlich unterdrückt haben.

Umgang mit Ruhe – haben wir das verlernt?

Ich war im Oktober mit meinem Mann in Kurzurlaub und da fiel uns im Restaurant eine kleine Familie auf: Frau, Mann und Kind. Jeder hatte sein eigenes Smartphone und machte in den Zeiten zwischen den Gängen ausgiebig Gebrauch davon. Man hätte ja auch miteinander sprechen können, oder? Wenn es etwas zu sagen gibt. Ich will jetzt nicht unsere technischen Lieblinge verteufeln, dafür nutze ich sie selbst viel zu gerne. Aber mir geht es gerade um diese Ruhezeiten, in sich hineinhorchen. Auch mal Stille genießen und für sich zu nutzen. Bevor die nächste Aktion wieder ansteht. Unsere Seele, unser Körper und auch unser Geist braucht dringend diese Ruhe. Um zu regenerieren, sich neu zu ordnen oder nur um gespannt zu horchen, wie denn die aktuelle interne Wasserstandsmeldung gerade ist.

Und wenn man Angst vor der Ruhe hat? Dann ist es aus meiner Erfahrung her besser, sich dieser Angst zu stellen, ihr ins Auge zu schauen. Anstatt sie zu verdrängen. Weil – alles was ich verdränge kommt irgendwann mit viel größerer Macht wieder zurück.

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